… nahrungsmittel, die menschen und tieren das leben schenken, bestehen letztlich aus pflanzlicher substanz, genauer gesagt, aus kosmischer lichtenergie, aus dem sonnenschein, den die pflanzen mit lichtsensiblen chlorophyllkörperchen auffangen.
lichtenergie ermöglicht der vegetation, die von anderen lebewesen ausgeatmete kohlensäure aufzuspalten, mit wasser zu verbinden und zu jenem energiereichen elementarzucker (glukose) zu synthetisieren, der die ausgangsbasis aller organischen verbindungen und die grundlage der ernährung bildet.
aristoteles und andere philosophen der antike sprachen von der irdischen materie als ungeformte, dunkle urmasse, als chaos.
diesem stellten sie den kosmos, die ordnende, gestaltende lichtkraft gegenüber.
wenn kosmische harmonien das chaos durchdringen, nimmt die schöpfung gestalt und form an. und schliesslich wird so die materie verlebendigt und beseelt.
in diesem sinn ist auch die funktion der grünen vegetation zu verstehen. pflanzen verbinden die dem licht innewohnenden, organisierenden, ordnenden kräfte mit der amorphen, chaotischen materie.
nicht nur die sonne, sondern auch der mond und die planeten vermitteln den lebewesen ordnende impulse.
wenn wir naturgemäss gezogene getreide, früchte und gemüse essen, wirken die von den pflanzen vermittelten kosmischen lichtkräfte dann auch aufbauend, ordnend und harmonisierend auf unseren organismus. dies kann sogar bis zur harmonisierung unserer gefühle und gedanken reichen.
das wunderbare geschehen, das unsere wissenschaft als photosynthese bezeichnet, beschrieben die alten inder auf der grundlage tiefer meditation und innerer schau. sie erlebten pflanzen als hoch entwickelte wesenheiten, die sich im zustand tiefer samadhi befinden.
unbewegt, in der erde fest verwurzelt, geben sie sich ganz dem himmel hin und nehmen dabei die im licht vorhandenen und von sonne und mond und sternen ständig herabstrahlenden schöpferischen urharmonien in sich auf. sie „verspeisen“ kosmische und stellare energien, um sich dann selbst als opfer hinzugeben, wenn sie sich von anderen verspeisen lassen.
wenn mensch oder tier ihren hunger an den früchten, knollen, blättern, stengeln und samen einer pflanze stillen, dann werden kosmische licht- und wärmequanten in körperwärme umgewandelt, aber auch in die wärme der gefühle, die hitze der leidenschaft und das innere licht des bewusstseins.
… auch als sichtbar gewordenes om, als urton, wurde das licht, welches die pflanzenwesen ständig meditieren, aufgefasst. urlicht und urton teilen sich, sie spalten und zersplittern sich in die unzähligen schwingungen, welche die kosmische harmonie ausmachen. und in jeder schwingung – so sahen es die vedischen seher – konnte sich eine entsprechende göttliche wesenheit, eine deva oder ein engel, verkörpern.
so konnten die seher sagen, dass die pflanzen kosmische wesenheiten in sich aufnehmen. in pflanzengestalt treten diese ins materielle dasein. jede pflanzenart ist, je nachdem wie sie sich gegenüber dem licht und den kosmischen rhythmen verhält, empfänglich für die ihr entsprechenden devas.
indem die menschen bestimmte pflanzen, speisen, heilmittel oder geistesbewegende psychodelika bereiten, ermöglichen sie einer solchen devawesenheit, den makrokosmos (die äussere natur) zu verlassen und in den menschlichen mikrokosmos einzukehren, um dort ihre wirkung zu entfalten. im menschlichen mikrokosmos manifestieren sich diese engel und gottheiten dann in unterschiedlich nuancierten stimmungen und gefühlen, in träumen und gedanken, intuitionen und inspirationen. …
… jede pflanzenart hat eine eigene, charakteristische schwingung, die sich auf den menschen, der sie zu ihr nimmt, überträgt. diese schwingung ist ausdruck davon, wie sich die jeweilige art gegenüber den einströmenden kosmischen impulsen, vor allem zur sonne, verhält.
manche gewächse bevorzugen schattige standorte, manche die direkte sonne, manche mögen es heiss, andere kühler, manche öffnen ihre blüten früh am morgen, andere spät am nachmittag, wiederum andere nach sonnenuntergang. …
jede pflanzenart hat also ihr eigenes verhältnis zu dem einströmenden kosmischen licht. jede art nimmt eine andere lichtqualität auf, baut sie in ihre zellen und gewebe ein und vermittelt sie dann an jene weiter, die sie als nahrung verzehren.
…
wir haben die freiheit zu entscheiden, welche nahrung wir zu uns nehmen und können dadurch selbst bestimmen, welche kräfte wir in uns stärken und fördern wollen. wir bestimmen, ob engel (devas) oder dämonen in unseren mikrokosmos einzug halten. so wird die nahrung, die wir auswählen, zu unserem selbst erzeugten schicksal. ernährung ist, richtig verstanden, karmaträchtig.
… derartige erkenntnisse sind nicht nur dem asiatischen kulturkreis eigen. auch bei uns gab es immer wieder stimmen, die darauf hinwiesen: „sage mir, was du isst, und ich sage dir, wer du bist“, so formulierte es der französische schriftsteller und gastronom brillat-savarin. …
aus wolf-dieter storl „bekannte und vergessene pflanzen und gemüse“